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Channel: Alltag – Kraulquappe
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Südwestschottisches Schmankerl am Abend eines ärgerlichen Tages.

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Seit etlichen Wochen bin ich nur noch passiv, d.h. lesender- und likenderweise auf Instagram und Facebook unterwegs. Massiver Überdruss bezüglich dieser beiden Plattformen (bzw. eigener Aktivitäten dort) hatte sich meiner bemächtigt, so sehr, dass ich erwog, zumindest einen der beiden Accounts gänzlich stillzulegen.
Aber dann ließ ich selbst das aus Überdruss (oder aus Faulheit) bleiben, verlegte mich aufs reine Zaungastdasein und guckte fortan nur noch dann und wann bei denen vorbei, denen ich schon lange und gerne folge und deren Hunde- oder Wiesenfotos (oder Videoclips oder Lyrik oder Cartoons oder kluge Kommentare zum Alltag oder Weltgeschehen) ich ungern verpassen würde.
Oder vertraute mich einfach der Timeline beider Kanäle an, die mir das meiste davon ja eh in chronologischer Wohlsortiertheit präsentiert.

Heute Morgen hat sich gezeigt, dass die Entscheidung, mich nicht völlig aus diesen virtuellen Welten zu verabschieden, absolut richtig war.
Zum Zweitkaffee scrollte ich durch Instagram und blieb bei einem Videoclip von den 13 Crowes hängen.

Der Frontmann der schottischen Band hatte offenbar Bock gehabt, ein paar Akustikversionen von bereits veröffentlichten Songs aufzunehmen und sie online zu stellen, sogar ein Springsteen-Cover war mit von der Partie. Mammamia! Den zweiten Pott Kaffee hätt’s da gar nicht mehr gebraucht, um den Kreislauf anzukurbeln.

Die 13 Crowes waren mein letztes Konzert vor Pandemiebeginn. Am 25. Februar 2020, mitten in der ätzenden Corroventen-Ära. Danach bestand mein Alltag für viele Wochen nur noch aus Lolek, Verhau, Dreck, Staubläusen und Vermieterkorrespondenz. Parallel dazu Lockdown Nr. 1 und das allmähliche Begreifen, dass jetzt vieles nicht mehr so ist, wie es mal war, und dass es wohl ein Weilchen dauern dürfte, bis es mal wieder so werden würde (oder auch nicht). Das Bad ist längst runderneuert, das Virus ebenfalls (der Papa und andere deshalb bereits kurz vor der Drittimpfung), die Konzertbranche hingegen wurde von Runderneuerungen bislang leider verschont oder zumindest schwer vernachlässigt.

Ich schweife schon wieder ab, aber wenn Sie wüssten, was ich heute um die Ohren hatte, würden Sie mir eine gewisse Zerstreutheit nachsehen, und selbst wenn Sie’s nicht wissen, setze ich einfach mal auf Ihre Unerschütterlichkeit angesichts solch kleiner Aus- oder Abschweifungen.
Nun aber.
Beim morgendlichen Ohrenschmaus war ich jedenfalls spontan der Ansicht, dass die 13 Crowes sich prima als erstes Post-Pandemie-Konzert in altvertrautem Stil eignen würden und sandte ebenso spontan via Instagram-Messenger (falls das Nachrichtenversende-Dings dort Messenger heißt) eine Message (aka Nachricht) an Cammy, den Sänger der 13 Crowes.
Fragte nach, was denn musikalisch so anstünde im nächsten Jahr und dass es doch eigentlich an der Zeit sei, sie kämen mal wieder nach München, er könne mir dann ja erneut den Wunsch erfüllen, live on stage ein Bruce-Cover zum Besten zu geben, so wie damals im Februar 2020, vor Corona, ich würde dann auch wieder direkt vor der Bühne stehen und beinahe heulen oder mitsingen, ohne Maske, versteht sich, und so gut das halt ginge bei seinen teils eigenwilligen Interpretationen des Springsteenschen Liedguts – tippte schließlich auf „Senden“ und weg war sie, die Botschaft.

Dann acht Stunden Scheiß-Tag mit Technikproblemen bei der mobilen Telefonie, mietshaustypischem Mülltonnenmissbrauchsgenerve, erschreckenden Entdeckungen an der Behördenfront (und auch an der Seuchenschwätzfront, Stichwort: Precht und Lanz & ihr peinlicher Pandemiepodcast, ich verlinke das hier nicht, weil sich das nicht lohnt, sofern Sie nicht auch einen blöden Tag hatten oder noch einen haben wollen) und diversen Differenzen mit Zeitgenossen, mit denen ich derzeit sowieso nur noch selten Zeit genieße und dies auch künftig eher knapp zu halten gedenke. Nicht mal beim Gatten konnte ich zeitnah etwas Dampf ablassen, weil der zeitgleich zu all meinem Zoff um die Außenalster joggte, Vorträgen lauschte und mit den neuen Kollegen beim Essen saß.
Bei der mittäglichen Hunderunde dann passenderweise die einzige Regenstunde des gesamten Tages erwischt. Als Einzelereignis natürlich unerheblich, schon klar. Aber wenn ein Alltags-Volltreffer den nächsten jagt, verhagelt einem irgendwann auch ein simpler Regenguss die Stimmung. Schlussendlich noch zu viel Essig in den abendlichen Beilagensalat gegossen und festgestellt, dass der Spruch „Sauer macht lustig“ nichts als ein weiterer Fall für den Kommunikationskompost ist.

Und auf einmal, nach dem Abwasch und vor dem Abendgassi, ploppt ein Symbol auf dem Smartphone auf, das mir zunächst fremd vorkommt, ich kneife die Augen zusammen, gucke genauer hin und erkenne ein winziges Pfeilchen, das den Eingang einer Message auf Instagram verkündet. Aus Südwestschottland ist sie, und weil sie mir diesen dämlichen Dienstag quasi auf den letzten Metern noch gerettet hat (für C. aus B.: „ein Made-my-day-Event zum Ende des Tages„), bekommen Sie sie hier in Gänze zu lesen:

Hi Natascha,
are you happy? That’s numero uno!
Yeah, course I remember you. What Springsteen Song did I play?
Yeah, we’re gonna be out there basically the whole of June and back again in July. Not all dates are confirmed yet but I’m sure Munich will be in there somewhere. Thanks for getting in touch!
Lots of love,
Cammy

Wow. Now I’m happy again!

Wishing you a happy evening as well.
And if there’s anything you are missing to be happy: just write a message to a smart Scotsman.


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